Gestern war es dann endlich soweit, obwohl warum eigentlich endlich, denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hat es mich nicht wirklich großartig interessiert, da ich mir denken konnte wie dieses Gespräch verlaufen wird.
Wenn ich mich in meinem Umfeld so umhöre und interessiert durch die Medien, aber auch durch die Stadt gehe, merke ich eine gewisse Politikverdrossenheit, woran liegt das?
Anstatt sich mit Themen zu beschäftigen die wichtig sind, werden Nebenkriegsschauplätze geschaffen, manchmal habe ich das Gefühl, dass es wichtiger ist sich darüber zu unterhalten wo die AFD ein Wahlplakat aufgehängt hat, also um die Themen das Deutschland wirklich bewegt.
Wenn ich mit den Menschen spreche, sind viele sauer auf die Politiker, abgehoben, zu weit weg von der Basis und den Themen des kleinen Mannes.
Der Wahlkampf dümpelt gefühlt vor sich hin, ein Schlagabtausch im Fernsehen mit Belanglosigkeiten, weckt die Menschen da draußen nicht mehr auf, da kann das Fernsehen auch auf allen Kanälen versuchen, das Programm interessanter zu machen.
Viele Menschen fühlen sich nicht gehört und nicht gesehen und die Probleme nicht gesehen, es hilft den Menschen auch nicht, wenn immer wieder gesagt wird, dass es Deutschland so gut wie lange nicht mehr ging und Frau Merkel Wohlstand für alle verspricht.
Die Oma die jeden Tag nach Pfandflaschen sucht, weil ihre Rente so klein ist, wird sie damit nicht begeistern können.
Deutschland bietet viele Möglichkeiten, aber es gibt eben auch viel Leid und viele Vergessene in unserem Land.
Zudem erlebe ich in meiner Wahrnehmung auch viele Ängste von Menschen wahr, die sich fremd im eigenen Land fühlen und das Gefühl haben als Deutscher weniger Wert zu sein.
In NRW ist mittlerweile jedes zweite oder dritte Kind mit einem Migrationshintergrund und in meiner Zeit als Trainer an Schulen kenne ich Schulen, wo 2/3 und mehr Ausländeranteil Standard waren, an einer Schule gab es in einer Klasse zwei deutsche Kinder, die sich in jeder Pause versteckt haben, vor Angst verprügelt zu werden.
Vielfalt ist toll und Integration ist ein Muss in einer toleranten Gesellschaft, aber die Ängste der Bürger müssen auch ernst genommen werden und das ohne sofort mit der Nazikeule um sich zu hauen, denn Mundtote Bürger wenden sich schnell Gruppierungen zu, die ihnen zuhören und ihnen das Gefühl gegeben wird dazu zu gehören. Diese Erfahrung haben wir in diesem Land schon einmal gemacht und darf nie wieder passieren, aber es darf eben auch nicht passieren, dass vor wichtigen Diskussionen die Augen verschlossen werden.
Unzufriedenheit nimmt zu in diesem Land und auch gefühlt der Respekt untereinander, dies spiegeln auch die Nachrichten wieder, wo fast jeden Tag über Gewaltereignisse gesprochen wird.
Ich denke viele Menschen machen ihr Wahlkreuz aus guter alter Tradition ohne sich wirklich mit den Wahlprogrammen zu beschäftigen, denn würden wir, dass wirklich alle tun, würden wir schnell merken das oft Wahlprogramme eben nur Wahlprogramme sind und schnell dann wieder in der Schublade verschwinden.
Ich würde mir eine Politik der Ehrlichkeit wünschen, wo auch auf Wahlplakaten nicht mit Phrasen gearbeitet wird, sondern mit Fakten und eben auch mit Wahrheiten, auch wenn diese vielleicht weh tun.
Frau Merkel wird sicherlich weiterhin an der Macht bleiben und ich würde mir auch wieder mehr Politiker mit einem Profil wünschen, mit einer Opposition die Spürbar und Hörbar ist, damit wieder mehr Leben in die Politik kommt.
Ich würde mir für die Politik wünschen, dass nach einem solchen Duell über die Themen diskutiert wird und nicht darüber, wer langweiliger war von den Beiden.
Ich würde mir wünschen das die Politik wieder mehr auf das Volk zugeht und mehr Demokratie lebt.
Deutschland ist ein tolles Land, aber solange es Rentner gibt, die nicht mehr richtig Leben können, solange es hungernde Kinder in diesem Land gibt, läuft vieles schief und die Konflikte nehmen immer mehr zu.
Ich glaube wir stehen vor entscheidenden Jahren, in welche Richtung sich die Qualität des Landes entwickelt und ich bin sehr gespannt, wohin diese Reise geht.